ARD-Beitrag: "Heilung unerwünscht"

Deutscher Psoriasis Bund e. V. fordert Nachweis der Wirksamkeit der Salbe

Der Deutsche Psoriasis Bund e. V., Selbsthilfe bei Schuppenflechte, begrüßt grundsätzlich jede Methode, die eine Linderung der Schuppenflechte bewirkt. Bei dem in einem ARD-Fernsehbeitrag vorgestellten Medizinprodukt sind jedoch Zweifel angebracht. In dem Fernsehbeitrag von Klaus Martens "die story": "Heilung unerwünscht"wird dargestellt, dass ein Medikament mit den Bestandteilen Vitamin B 12 und Avocadoöl Psoriasis (Schuppenflechte) und Neurodermitis gleichermaßen heilen kann. Die Verschwörungstheorie des Films: Die Pharmaindustrie würde die Produktion eines so einfachen und preisgünstigen Arzneimittels verhindern, um ihre eigenen teuren Medikamente in den Markt zu drücken.

"Dieser ARD-Bericht ist barer Unsinn", erbost sich PD Dr. Thomas Rosenbach, Sprecher des Wissenschaftlichen Beirats des Deutschen Psoriasis Bundes e. V. "Die Psoriasis ist wissenschaftlich unbestritten eine multigenetische chronische System-Erkrankung. Nach dem derzeitig weltweit verfügbaren medizinischen Wissen ist eine Psoriasis nicht heilbar. Es gibt auch keinen medizinischen Goldstandard zur äußerlichen Kortison-Behandlung einer Psoriasis, wie der Autor behauptet."

Gegen Pressekodex verstoßen

Der Bericht des ARD-Fernsehens verstößt damit zumindest gegen einen publizistischen Grundsatz: "Bei Berichten über medizinische Themen ist eine unangemessen sensationelle Darstellung zu vermeiden, die unbegründete Befürchtungen oder Hoffnungen erwecken könnte. Forschungsergebnisse, die sich in einem frühen Stadium befinden, sollten nicht als nahezu abgeschlossen dargestellt werden (Pressekodex Ziffer 14 "Medizin-Berichterstattung"). "Tatsächlich hat das genannte Präparat nicht den Status eines Medikamentes. Der Beweis der Wirksamkeit nach den medizinisch anerkannten Standards (placebo-kontrollierte, multizentrische Doppelblindstudie) steht noch aus. Es existieren lediglich zwei Anwenderstudien, deren Ergebnisse selbst die durchführenden Ärzte zurückhaltend beurteilten.

Der im Film zitierte Hautarzt gibt absolut keinen Hinweis, in welcher Weise die vorgestellten Bestandteile eine Heilung bewirken sollen. Im Bericht stellt der Arzt bei einem Patienten fest, dass durch das Medikament innerhalb einer Woche fast die gesamte Schuppung verschwunden ist. Die Entzündung aber nicht, wie der Patient selbst feststellt. Dies lässt nur den Schluss zu, dass die Wirkstoffe helfen könnten, die abgestorbenen, verhornten Hautzellen zu entfernen. Dieser Effekt lässt sich auch mit z.B. harnstoffhaltigen Produkten erzielen. Eine Heilung ist das nicht!

Warum hat der Autor der ARD nicht mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt den Wahrheitsgehalt und die wahrheitsgetreue Wiedergabe durch weitere Einbeziehung von Experten belegt (Pressekodex Ziffer 2 - Sorgfalt)? Warum nutzte er nicht den Sachverstand der Fachgesellschaften der Dermatologen, des Fachbereichs Medizin beim Bundesgesundheitsausschuss oder des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) oder gar der Selbsthilfe bei Schuppenflechte?

Anschein redaktioneller Werbung gegeben

Die ARD kann sich von dem Anschein nicht frei sprechen, Werbung für ein Produkt zu machen. Er drängt sich der Verdacht auf, dass das Öffentlich-rechtliche Fernsehen zu Marketingzwecken missbraucht wurde, da mit der Berichterstattung zeitnah ein Buch des Autors zum Thema erscheint und das Kosmetikum Anfang November in den deutschen Markt eingeführt wird. (Verstoß gegen Pressekodex Ziffer 7 - Trennung von Werbung und Redaktion). Der Deutsche Psoriasis Bund e.V. erwartet von der ARD auf Basis der Regeln der "Guten Klinischen Praxis" (Good Clinical Practice, GCP) den validen Nachweis der versprochenen lindernden oder gar heilenden Wirkung und der Sicherheit der Substanzenkombination.

Der DPB hat den Vorsitzenden der ARD-Intendanten aufgefordert, sich mediengerecht, öffentlich für die Missachtung publizistischer Grundsätze bei den Menschen mit Schuppenflechte zu entschuldigen und den Deutschen Presserat angerufen.