COVID-19-Impfung und Psoriasis: Prof. Bogdan im Interview

Die Impfungen gegen COVID-19 laufen. Viele Patientinnen und Patienten mit Psoriasis und oder Psoriasis-Arthritis (PsA) haben Fragen zur Sicherheit und Wirksamkeit der Präparate, weil sie Therapien bekommen, die auf das Immunsystem wirken. Das PSO Magazin sprach mit Prof. Bogdan, Direktor des Instituts für Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene am Universitätsklinikum Erlangen, und Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO).

Prof. Dr. Christian Bogdan, Erlangen

PSO Magazin: Psoriasis und Psoriasis-Arthritis sind chronisch entzündliche Erkrankungen, bei denen das Immunsystem eine Rolle spielt. Deshalb werden sie häufig mit Medikamenten behandelt, die in das Immunsystem eingreifen. Haben diese Erkrankungen allein oder im Zusammenhang mit der immunmodulierenden Therapie einen Einfluss auf die Sicherheit von Impfungen gegen COVID-19?

Prof. Bogdan: Nein, das haben sie nicht. Alle bisher in Deutschland zugelassenen und verwendeten Impfstoffe gegen COVID-19 werden wie Totimpfstoffe bewertet. Werden diese bei Patientinnen und Patienten mit einer Beeinträchtigung des Immunsystems angewandt, ergibt sich daraus kein erhöhtes Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen.

PSO Magazin: Aber ist der Impferfolg niedriger, wenn ich mit einem immunmodulierenden Medikament gegen Psoriasis oder Psoriasis-Arthritis behandelt werde?

Prof. Bogdan: Ja klar. Wenn das Immunsystem durch ein immunsuppressiv wirkendes Medikament teilweise beeinträchtigt wird, reagiert es weniger stark auf den Impfstoff und baut möglicherweise nur einen reduzierten Schutz vor COVID-19 auf. Aber auch eine nur mittelprächtig wirkende Impfung ist viel besser als gar keine.

PSO Magazin: Das bedeutet, dass geimpfte Personen, deren Impfantwort schwächer ausgefallen ist, zwar an COVID-19 erkranken können, aber der Verlauf nicht so schwer sein wird?

Prof. Bogdan: Genau. Empfehlenswert für die bestmögliche Impfwirksamkeit ist eine möglichst geringe Unterdrückung oder Beeinflussung des Immunsystems zum Zeitpunkt der Impfung. Das heißt, dass der Impfzeitpunkt zum Beispiel in die Mitte der Verabreichungsintervalle der immunmodulierenden Medikation gelegt werden sollte.

PSO Magazin: Das funktioniert bei Medikamenten, die in einem größeren Intervall verabreicht werden. Wenn jemand aber ein Medikament erhält, das er wöchentlich oder sogar täglich spritzen oder einnehmen muss? Was macht man dann? Soll man mit der Therapie pausieren?

Prof. Bogdan: Diese Frage kann man nicht pauschal beantworten. Das ideale Vorgehen ist so, dass man weder eine deutliche Verschlechterung des Krankheitsbildes noch eine unzureichende Impfantwort auslöst. Die Ständige Impfkommission hat ausführliche Anwendungshinweise zu Impfungen bei Patientinnen und Patienten unter immunsuppressiven oder immunmodulierenden Therapien zusammengestellt.

PSO Magazin: Menschen mit Psoriasis haben häufig Begleiterkrankungen. Dazu gehört Bluthochdruck. Deshalb nehmen viele Patientinnen und Patienten mit Psoriasis auch blutverdünnende Medikamente, damit die Bildung von Blutgerinnseln im Blutkreislauf verhindert wird. Stellen Blutverdünner beziehungsweise Gerinnungshemmer ein Problem bei der COVID-19-Impfung dar?

Prof. Bogdan: Nein, überhaupt nicht. Man benutzt bei diesen Patientinnen und Patienten feine Nadeln und achtet besonders darauf, dass die Impfung wie vorgesehen streng intramuskulär erfolgt und keine Gefäße angestochen werden. Nach der erfolgten Impfung erfolgt eine ausreichend lange Kompression, so dass keine Gefahr für größere Blutungen besteht.

PSO Magazin: Gibt es inzwischen Daten dazu, ob gegen COVID-19 geimpfte Personen noch ansteckend sind?

Prof. Bogdan: Die Impfstoff-herstellenden Pharmafirmen haben in ihren Zulassungsstudien primär nachgewiesen, dass die Impfstoffe die Erkrankung an COVID-19 zu einem hohen Prozentsatz verhindern. Neuere Post-Marketing- Analysen haben nun starke Hinweise ergeben, dass die Impfungen auch die Anzahl symptomloser Infektionen verringern und dabei auch die Viruslast reduzieren. Alle drei Effekte tragen sicherlich dazu bei, dass die Virusübertragung durch geimpfte Personen sehr deutlich abnimmt. Jedoch können weder Erkrankungen noch symptomlose Infektionen durch die COV19-Impfungen komplett verhindert werden.

PSO Magazin: Gibt es neue Daten über die Dauer des Impfschutzes?

Prof. Bogdan: Dazu kann man jetzt noch keine Aussage machen. Die ersten Impfstudien begannen im Mai bzw. Juli 2020. Der Nachbeobachtungszeitraum für die meisten Impflinge ist deshalb bisher viel zu kurz. Über Personen, die eine Infektion durchgemacht haben, wissen wir allerdings, dass für mindestens acht Monate danach eine schutzvermittelnde Immunantwort noch vorhanden war. Bisher gibt es keine starken Hinweise für ein häufiges Auftreten von Zweitinfektionen. Insofern besteht Hoffnung, dass auch der Schutz durch Impfung längerfristig wirkt.

PSO Magazin: Können wir in Zukunft mit weiteren Impfstoffen gegen COVID-19 rechnen?

Prof. Bogdan: Ja natürlich. Im Moment sind mehr als 80 Impfstoff-Kandidaten in der klinischen Prüfung. Sie beruhen auf unterschiedlichen Wirkprinzipien. Ich bin zuversichtlich, dass für eine ganze Reihe von weiteren Impfstoffen die Zulassung beantragt und auch erteilt werden wird.

PSO Magazin: Lieber Herr Professor Bogdan, wir danken Ihnen sehr herzlich für das Gespräch.

 

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