Mach mit! Freiwillige für Fastenstudie gesucht

Forschungsteam der Charité möchte Effekten von Fasten und pflanzenbasierter Ernährung bei Psoriasis und Psoriasis-Arthritis auf den Grund gehen

Fasten hat einen positiven Effekt auf Körper und Geist. Diese Erfahrung gibt es in der Naturheilkunde seit Langem. Doch welche Mechanismen im Körper dahinterstehen, ist noch weitgehend unbekannt. Ganz allgemein lässt sich sagen, dass das Fasten wie ein heilsamer Schock auf den Körper wirkt. Nach zwei bis drei Tagen ohne Nahrung sind die Zuckervorräte (Kohlehydratspeicher) im Körper aufgebraucht. Dann schaltet er um und nutzt Fett als Energiequelle. Dabei entstehen sogenannte Ketonkörper, die den Körper mit Energie versorgen. Dieser veränderte Stoffwechselprozess löst ganze Lawinen von biochemischen Reaktionen aus. Im Körper werden heilsame Prozesse angestoßen, Stoffwechsel und die Zellen regenerieren und normalisieren sich. Auch Entzündungsprozesse werden dadurch gestoppt.

Wer Interesse hat, an der Studie teilzunehmen, wendet sich an die Projektleiterin: Anika Rajput Khokhar risefast@charite.de

Fasten und Psoriasis

„Es gibt schon einige Studien, die positive Effekte des Fastens bei unterschiedlichen chronisch-entzündlichen Erkrankungen gezeigt haben – auch bei Psoriasis und Psoriasis-Arthritis“, sagt Anika Rajput Khokhar von der Klinik für Dermatologie an der Charité in Berlin. Sie kennt erste Studien, die zeigen, dass ein modifiziertes Intervallfasten die Psoriasis verbessern kann. Bei drei anderen Studien wurden Personen mit Psoriasis und/oder Psoriasis-Arthritis während des Ramadan-Fastens begleitet. Auch da konnten positive Effekte beobachtet werden: Gläubige im Islam nehmen jeweils 30 Tage lang mit Beginn des Sonnenaufgangs bis Ende des Sonnenuntergangs keine Nahrung, Flüssigkeiten oder Genussmittel wie Tabak zu sich und essen erst nach Sonnenuntergang.

Die Studie NutriFast aus der Charité mit Personen mit rheumatoider Arthritis (RA), die das Fasten nach Buchinger in Kombination mit pflanzlicher Ernährung durchführten, konnte positive Effekte auf die Gelenkentzündung zeigen. „Und wir wissen, dass das Entzündungsprofil bei einer Psoriasis-Arthritis und auch bei einer Psoriasis der Haut dem bei einer RA sehr ähnelt“ sagt die die Ärztin und Wissenschaftlerin Rajput Khokhar.

Darm-Mikrobiom spielt wichtige Rolle

Doch wenn das Fasten so heilsam auf entzündliche Haut- und Gelenkerkrankungen wirkt – warum kommen die Beschwerden dann nach einiger Zeit zurück? Für Fachleute spielt das Darm-Mikrobiom hier eine entscheidende Rolle. Als Mikrobiom wird die Gesamtheit aller Mikroorganismen bezeichnet, die auf und in einem Körper leben. Das sind beispielsweise Viren, Bakterien und Pilze. „Wir wissen inzwischen sicher, dass bei Menschen mit Psoriasis und Psoriasis-Arthritis die Balance des Darm-Mikrobioms gestört ist. Wir nennen das eine Dysbiose“, sagt Rajput Khokhar. Bekannt ist ebenfalls, dass bei Psoriasis weniger von bestimmten wichtigen Stoffen wie kurzkettigen Fettsäuren (SCFA) im Darm produziert werden. Sie wirken entzündungshemmend, indem sie das Immunsystem im Darm modulieren und entzündliche Signalwege unterdrücken. Gleichzeitig wird mehr Trimethylamin-N-Oxid (TMAO) gebildet. Dieses Stoffwechselprodukt, das im Körper durch eine Kombination aus Darmbakterien und Leberenzymen entsteht, kann das Immunsystem so beeinflussen, dass es leichter entzündliche Reaktionen auslöst sowie das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen erhöhen.

Fasten- und Ernährungsstudie der Charité

Ernährung ist ein entscheidender Faktor für die Zusammensetzung und Funktion des Darm-Mikrobioms. Doch wie alles zusammenhängt, das bisher ist nicht bekannt. Anika Rajput Khokhar beginnt deshalb eine Studie, die hier neue Erkenntnisse bringen soll. Ihr Forschungsvorhaben besteht aus zwei Schritten. „Wir möchten zunächst einmal grundsätzlich die Effekte eines siebentägigen Fastens auf die Psoriasis beziehungsweise Psoriasis-Arthritis erfassen“, sagt die Ärztin und Wissenschaftlerin. Dazu gehört die Entwicklung der Krankheitsaktivität, der Lebensqualität und auch der Zusammensetzung des Darm-Mikrobioms während dieser Zeit.

Doch es geht noch weiter: Weil bekannt ist, dass sowohl die kurzkettigen Fettsäuren (SCFA) als auch das Stoffwechselprodukt Trimethylamin-N-Oxid (TMAO) besonders durch tierische Lebensmittel wie rotes Fleisch, Eier und Milchprodukte negativ beeinflusst werden, sollen sich die Probandinnen und Probanden nach dem Fasten anschließend über zwölf Wochen vegan ernähren. Diese Ernährungsform basiert darauf, alle Nährstoffe, die der Körper braucht, aus pflanzlichen Quellen zu beziehen. Dazu gehören Früchte, Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Nüsse und Samen. Auch über diese zwölf Wochen bestimmt das Forschungsteam Krankheitsaktivität, Lebensqualität und Darm-Mikrobiom der Studienteilnehmenden.

Wer macht mit?

„Wir suchen 15 Erwachsene mit Psoriasis und 15 weitere mit Psoriasis-Arthritis, die sich auf das Fasten und die anschließende Ernährungsumstellung einlassen“, sagt Rajput Khokhar. Die Personen werden engmaschig von einer Ernährungsberaterin und einer Fastenärztin betreut. Sie bekommen Informationen zum Fasten und zur veganen Ernährung einschließlich Rezeptideen sowie Hilfestellungen zum Durchhalten und Anregungen zu einem gesundheitsförderlichen Lebensstil. „Das passiert online in Gruppensitzungen und Einzelberatungen“, berichtet Rajput Khokhar. Allerdings werden in dem drei-monatigen Studienzeitraum auch fünf Untersuchungs-Termine vor Ort in der Charité in Berlin stattfinden.

Im Mai soll die erste Gruppe starten. Rajput Khokhar freut sich schon auf den Beginn und ermuntert zur Teilnahme. „Für die sieben Fastentage sollte man sich Zeit für sich selbst nehmen und möglichst nicht zur Arbeit müssen“, rät die Studienärztin. Die Umstellung auf die vegane Ernährung im Anschluss ist dann meist keine Schwierigkeit. Denn nachdem sich der Stoffwechsel umgestellt hat, erleben die Fastenden häufig eine verbesserte Konzentration und Klarheit, eine erhöhte Achtsamkeit und Aufmerksamkeit sowie eine mentale Stärke und Offenheit. Zudem verändert Fasten die Geschmackswahrnehmung, so dass Süßes und Salziges anschließend viel intensiver wahrgenommen werden. „Deshalb fällt es fast allen Menschen nach dem Fasten leichter, sich gesünder zu ernähren“, weiß Rajput Khokhar.

Näheres zu den Abläufen

Welche Patient:innen können an der Studie teilnehmen?

An der Studie können 15 Patient:innen mit gesicherter aktiver Psoriasis sowie 15 Patient:innen mit gesicherter aktiver Psoriasisarthritis ab 18 Jahren teilnehmen. Es sollte eine stabile Therapie mind. 12 Wochen vor Studieneinschluss vorhanden sein.

Wichtige Ausschlusskriterien

Sie können nicht an dieser Studie teilnehmen, wenn eines der folgenden Ausschlusskriterien zutrifft:

  • Schwangerschaft oder Stillzeit
  • Bestehendes Untergewicht (BMI ≤ 18,5 kg/m2)
  • Vorbestehende Essstörung in den letzten 5 Jahren (z.B. Magersucht, Bulimie)
  • Schwere internistische Erkrankungen (z.B. Niereninsuffizienz mit Kreatinin > 2mg/dl)
  • Aktuell vegane Ernährung oder Fasten innerhalb der letzten 6 Monate
  • Einnahme von Antibiotika in den letzten 3 Monaten

Wie ist der Ablauf der Studie und wie gestaltet sich die Ernährungstherapie?

Vor dem ersten Studiendurchlauf werden wir Sie ausführlich über den Ablauf und die Bedingungen der Studie informieren. Bitte zögern Sie nicht zu fragen, wenn Sie zusätzliche Informationen zu dieser Studieninformation benötigen. Wenn nach gründlicher Aufklärung durch das Studienteam und durch diese Information alle Ihre Fragen zur Studie geklärt worden sind, werden Sie gebeten, die Einwilligungserklärung zu unterschreiben. Nach Ihrer Einwilligung werden die Ein- und Ausschlusskriterien geprüft. Dazu werden Daten wie Alter, Größe, Gewicht und Ausmaß der Betroffenheit der Psoriasis bzw. Psoriasisarthritis erfasst. Die gesamten Untersuchungen und Messungen erfolgen vor Ort in der Charité in einem geschlossenen Raum unter der Betreuung von maximal zwei Studienassistent:innen. Sofern alle Einschlusskriterien und keine Ausschlusskriterien zutreffen, werden Sie in die Studie eingeschlossen.

Sie werden dann mit anderen Studienteilnehmer:innen in einer Kleingruppe  initial 7 Tage ambulant unter Anweisung eines/einer erfahrenen Fastenbegleiters/-in und ärztlicher Aufsicht fasten. Danach werden Sie durch eine:n Ernährungsberater:in für eine strikt pflanzenbetonte, sprich vegane, Ernährungsumstellung umfangreich geschult, um den erwarteten Fasteneffekt mittelfristig zu halten. Darüber hinaus soll diese Gruppe in gewissen Rahmen Intervallfasten als time restricted eating integrieren (14/8h).

Für diese Studiendokumentation bitten wir Sie zur Erhebung ihrer Lebensqualität, psychischen und körperlichen Beschwerden, Stress, Ernährungsgewohnheiten und Verhaltensfaktoren zu Beginn und zum Ende der Studie entsprechende Fragebögen auszufüllen. Die Fragebögen werden Ihnen in elektronischer Form zur Verfügung gestellt. Während des Studienzeitraums sind Sie dazu aufgefordert, Ernährungsprotokolle zu führen und Ihre Medikation mit einem Tagebuch zu dokumentieren.

Zusätzlich würden wir Sie gerne optional 6 und 12 Monate nach Studienstart zur Nachbeobachtung der Ergebnisse persönlich im Studienzentrum sehen.

Wie erfolgen die Messungen?

Zur Messung Ihrer Beschwerden und der Lebensqualität verwenden wir mehrere, bewährte und auch in anderen Studien eingesetzte Fragebögen, die wir Sie bitten, entsprechend den Anleitungen wahrheitsgetreu auszufüllen. Die Erhebungen erfolgen zu Beginn der Studie, am Tag 7, nach 6 und 12 Wochen. Darüber hinaus finden an diesen vier Zeitpunkten Blutabnahmen zum Monitoring der Sicherheit der Ernährungstherapie sowie für Spezialmessungen (Zytometrie, Metabolomics, Proteomics) statt. Pro Zeitpunkt entspricht dies 50 ml Blut, d.h. insgesamt 200 ml im Verlauf von 3 Monaten. Des Weiteren werden sie gebeten, Stuhlproben zur Analyse ihrer Darmflora abzugeben. Außerdem werden innerhalb der Studie Körpergröße/ Gewicht, Ruhe-Blutdruck/ Pulsfrequenz, und Bauchumfang erhoben. Es findet eine Bioimpedanz-Messung statt, über die die Körperzusammensetzung (Körperzellmasse, Wasser und Fett) bestimmt werden kann.

Behandlungen und Diagnostik außerhalb der Studie

Andere medizinische Behandlungen außerhalb der Studie können Sie nach Rücksprache mit den Studienärzten unverändert fortführen. Wir bitten Sie bei Inanspruchnahme anderer Therapieverfahren, den/die Studienarzt/-ärztin bis zum Ende der Studie darüber in Kenntnis zu setzen.

Mögliche Risiken und Nutzen

Alle Studienteilnehmer:innen erhalten eine möglicherweise wirksame Begleittherapie zur Standardversorgung bei Psoriasis und Psoriasisarthritis und werden bezüglich ihres Befindens und der Lebensqualität zusätzlich sorgfältig dokumentiert.

Für das initiale Fasten in der angewendeten Form über 7 Tage sind keine ernsthaften unerwünschten Wirkungen bekannt. Bei länger als 24-stündigem Fasten können leichtere vorübergehende Nebenwirkungen wie Schwindelgefühle und Kreislaufprobleme auftreten. Hunger ist in der Regel nur in den ersten 24 Stunden präsent. Bei starkem, regelmäßigem Kaffeekonsum können Kopfschmerzen auftreten. Sie können das Fasten jederzeit ohne Problem abbrechen, sollte es sich für Sie als unverträglich erweisen. Für die strikt pflanzenbasierte Ernährung mit ausschließlich vollwertigen Kohlenhydraten sind bei längerer Durchführung als 3 Monate lediglich ein Vitamin-B12-Mangel bekannt, sodass bei Fortführung der empfohlenen Ernährung nach Studienende eine Vitamin-B12-Supplementation empfohlen wird.

Die Messungen und Erhebungen dieser Studie bestehen vor allem aus auszufüllenden Fragebögen und sind nicht mit Risiken behaftet. Die Blutentnahme ist in der Regel schmerzfrei, nicht-invasiv, nicht in Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden eingreifend. Für die Blutuntersuchung werden Ihnen im Rahmen der insgesamt 4 Studienvisiten jeweils 50 ml Blut entnommen, also 200ml über 3 Monate.  Diese Blutentnahme hat keine schädlichen Begleitwirkungen für Ihre Erkrankung. In seltenen Fällen kann es lediglich zur Ausbildung eines Blutergusses an der Injektionsstelle kommen, insbesondere bei Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten (z.B. Aspirin, Marcumar, Heparin). Sehr selten kann es zu Thrombophlebitiden oder zur Punktion einer Arterie kommen.

Insgesamt ergibt sich kein relevantes gesundheitliches Risiko durch die Studienteilnahme und ein möglicher Nutzen.

Abbruch der Studienteilnahme

Im Rahmen dieser Studie ist es jederzeit möglich, Ihre Einwilligung ohne Angabe von Gründen zurückzuziehen, ohne dass Ihnen dadurch irgendwelche Nachteile entstehen. Letzteres bewirkt eine sofortige Vernichtung aller bis dahin erhobenen studienrelevanten Daten. Unter gewissen Umständen ist es aber auch möglich, dass das Studienpersonal entscheidet, Ihre Teilnahme an der Studie vorzeitig zu beenden, ohne dass Sie auf die Entscheidung Einfluss haben. Die Gründe hierfür können z.B. sein:

  • Die gesamte Studie wird abgebrochen
  • Die Studienanweisungen werden nicht eingehalten
  • Ihre weitere Teilnahme an der Studie ist ärztlich nicht vertretbar

Wer Interesse hat, an der Studie teilzunehmen, wendet sich an die Projektleiterin: Anika Rajput Khokhar, risefast@charite.de.

 

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