Stigmatisierung von Menschen mit Schuppenflechte. Bundesregierung unternimmt nichts.

Gleich zwei Umfragen im Jahr 2016 bestätigen, was der Deutsche Psoriasis Bund e.V. (DPB) seit über 40 Jahren weiß: In Deutschland leiden Menschen mit Schuppenflechte (Psoriasis) unter Stigmatisierung und Ausgrenzung. Unwissenheit und Vorurteile über die Erkrankung sind in der Bevölkerung weit verbreitet.

 

Würden Sie mit einer Person, die an Schuppenflechte erkrankt ist, eine Partnerschaft eingehen? Ja?! Über ein Viertel der befragten Bürgerinnen und Bürger (27%) können sich bei dieser Frage nicht zu einer positiven Antwort durchringen – und das, obwohl die Frage eine sozial erwünschte Antwort provoziert. Ähnlich sieht es bei einem gemeinsamen Besuch im Schwimmbad (23%) und sogar beim Händeschütteln (13%) wie auch am gleichen Tisch essen (7%) aus. Vor dem Hintergrund, dass nur 79% der Befragten wissen, dass Schuppenflechte nicht ansteckend ist, verwundern diese Ergebnisse dann aber schon weniger (forsa-Umfrage, April 2016, im Auftrag des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf).

 

Im Lichte dieser Unwissenheit und Vorurteile überraschen auch die Ergebnisse einer anderen Umfrage unter Menschen mit Schuppenflechte in Deutschland nicht: 82% der Befragten haben Diskriminierung und Erniedrigungen im Alltag erlebt. Sie wurden nach Ansteckungsgefahren gefragt (41%) und im Schwimmbad angestarrt oder anderweitig ausgegrenzt (39%). Auch wollte man ihnen nicht die Hand geben oder andere alltägliche Berührungen zulassen (17%). Mehr als die Hälfte der Befragten (55%) berichten von negativen Auswirkungen der Schuppenflechte auf ihr Berufsleben und bei 37% der Befragten hat die Partnerschaft unter der Erkrankung gelitten. Die psychosoziale Belastung der Menschen mit Schuppenflechte in Deutschland ist enorm: 38% der Befragten leiden infolge der Schuppenflechte an Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen (globale Patienten-Befragung „Clear about Psoriasis“, Juni 2016, im Auftrag der Novartis Pharma GmbH).

 

Die Umfragen zeigen mehr als deutlich: In Deutschland besteht immer noch dringender Handlungsbedarf, der Stigmatisierung der Menschen mit Schuppenflechte entgegenzuwirken. Doch die Bundesregierung ignoriert das Problem! Im Jahr 2014 hat die Weltgesundheitsorganisation WHO die Schuppenflechte als fünfte Erkrankung (neben Diabetes, Krebs, Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen) in die Liste der schwersten nicht-ansteckenden Erkrankungen der Welt aufgenommen. Die WHO-Mitgliedstaaten sind aufgefordert, die medizinische Versorgung der an Schuppenflechte erkrankten Menschen zu verbessern und insbesondere auch Maßnahmen gegen die Stigmatisierung der Erkrankten zu ergreifen. Die Bundesregierung stimmte der WHO-Resolution zu. Sie verweigert aber seither beharrlich jedwede Aktivität.

 

Deutscher Psoriasis Bund e.V. (DPB), Juli 2016

zurück zur Newsübersicht