"Ich bin Mitglied, weil ich die neusten wissenschaftlichen und ärztlichen Erkenntnisse schnell erfahre. Durch die Mitgliedschaft und das PSO Magazin habe ich auch meine Haut gut in den Griff bekommen."

Psoriasis und Psoriasis-Arthritis verlaufen sehr individuell. Das PSO Magazin sprach mit Inge Strunck. Die 73-Jährige ist verheiratet und lebt in Mülheim a. d. Ruhr. Sie ist gelernte Steuerfachgehilfin und hat trotz ihrer Psoriasis vom 15. Lebensjahr an bis zu ihrer Rente in unterschiedlichen Büros in Vollzeit gearbeitet. Psoriasis ist bei ihr schon in der Kindheit aufgetreten. Die Nägel kamen dazu, als sie ungefähr 50 Jahre alt war. Einige Jahre später trat die Psoriasis-Arthritis erstmals auf. Bereits 1977 ist Inge Strunck in den DPB eingetreten, seit 2005 engagiert sie sich dort auch ehrenamtlich als Kontaktperson.

Wie war Ihr Weg mit Ihrer Erkrankung?

Im Alter von neun Jahren bekam ich nach einem Sonnenbrand die Psoriasis. So genau erinnere ich mich allerdings nicht mehr daran. Es war alles voll Eiter. Aber es gab auch überall Schuppen, besonders auf dem Kopf. Ich kam für sechs Wochen ins Krankenhaus nach Bochum. Ohne Eltern, nur drei Mal wöchentlich Besuch und ohne Schulaufgaben. So weit war man damals noch nicht, dass man Kindern Aufgaben weitergab. Ich hatte Glück und einen Klassenlehrer, der mich sehr förderte. Sonst wäre ich bestimmt sitzengeblieben.

Es wurden Lappen auf die Brandwunden gelegt und verbunden. Beim Abziehen gab es höllische Schmerzen. Die Psoriasis wurde mit Cignolin behandelt. Besonders stark hatte ich es auf dem Kopf. Ich hatte Zöpfe. Die mussten abgeschnitten werden, damit die Psoriasis besser behandelt werden konnte. Das war wirklich schlimm. Gut, dass es heute anders geht.

Wie lange die Heilung anhielt, weiß ich nicht mehr. Meine Mutti behandelte mich zu Hause jeden Abend mit angerührten Salben aus der Apotheke. Ich hatte starke Plaques auf den Handrücken. Deshalb musste ich oft mit Verbänden an den Händen in die Schule gehen. Ich hatte auch fettige Haare wegen der Behandlung der Kopfhaut. Heute wäscht man das ja glücklicherweise gleich wieder aus. Damals nicht. Ich wurde viel gehänselt.

Die Kinder riefen „Warzenkönig“ und vieles mehr. Ich erinnere mich, dass mein Papa einmal auf dem Spielplatz zu Kindern hingerannt ist, die mich hänselten. Er hat sie unglaublich zusammengeschrien. Danach war das zwar für mich viel schlimmer mit diesen Kindern. Aber er war so wütend. Damals war es sehr schlimm, heute bin ich selbstbewusst.

Kurz vor Beginn meiner Lehre 1962 – ich war 14 Jahre alt – kam ich nochmals für fünf Wochen ins Krankenhaus. Danach ging es mir eigentlich die Lehrzeit über gut. Ich machte eine Ausbildung zur Steuerfachgehilfin gleich um die Ecke. Das war nicht mein Traumberuf, aber es hatte sich so ergeben. Und es war ein glücklicher Zufall. Denn ich hatte tolerante Kollegen und fühlte mich wohl dort. Wie lange die Heilung anhielt, weiß ich nicht. Aber im Sommer trug ich oft Kleider mit langen Ärmeln, die mir meine Mutti nähte.

1970 bekam ich nach zahlreichen Mandelentzündungen die Mandeln herausgenommen. Mit etwa zehn Jahren hatte man mir bereits die Polypen entfernt. Der Hintergrund war immer, dass die Infektionen eine Psoriasis auslösen können. Ich habe nicht bemerkt, dass das geholfen hat. Aber es hat zumindest dazu geführt, dass ich viel weniger Erkältungen bekam als vorher.

Behandelt wurde ich mit allem, was man sich auf die Haut schmieren konnte – Kortison und auch Cignolin. Das habe ich trotz der starken Verfärbungen auch zuhause verwendet. Meine Mutti hatte dunkelblaue Bettwäsche für mich und legte alles mit Plastikfolie aus. Auch trug ich oft Folienverbände über Nacht. Das hat mir alles nicht so viel ausgemacht, weil es gut half.

Ebenfalls nichts ausgemacht hat mir, dass ich in den 1970er Jahren Perücken getragen habe. Die Kopfhaut wurde nämlich mit fettigen Salben behandelt, damit die Schuppen sich lösen konnten. Das dauerte jedes Mal zwei bis drei Tage. Ich hatte zwei Perücken. Die wurden von der Krankenkasse bezahlt. Man trug in der Zeit sowieso gerade Perücke. Und ich eben auch.

Bereits mit etwa 20 Jahren bekam ich dann Bestrahlungen. Der Aufwand war enorm. Dreimal die Woche musste ich zum Hautarzt fahren. Aber das war es mir wert. Die Bestrahlungen liefen damals noch ohne Lichtschutz. Es wurden immer kleine Sonnenbrände verursacht. Das half mir sehr. Ich hatte später auch eine eigene Höhensonne zuhause und einen Lichtkamm. Heute habe ich oft kleine OPs wegen weißem Hautkrebs. Trotzdem würde ich die Bestrahlungen immer wieder machen. Sie machten damals mein Leben lebenswert und die Psoriasis erträglich.

1974 bekam ich die erste Reha-Maßnahme auf Norderney. Damals waren das noch sechs Wochen. Die Klimabehandlung tat mir gut. Die Urlaube im Süden (Spanien) hatten nie diesen Erfolg. 1976 und 1978 durfte ich wieder nach Norderney. Dort hörte ich auch das erste Mal vom Deutschen Psoriasis Bund. Ich bin seitdem Mitglied und habe sehr viel Positives mitgenommen. 2005 konnte ich auch das erste Mal an einem Seminar in Oberammergau teilnehmen. Seitdem regelmäßig. Hier erhielt ich immer sehr viele wertvolle Informationen.

Insgesamt war ich sieben Mal zur Reha. Das hat mir wirklich immer sehr gutgetan. Ansonsten habe ich mich in 46 Berufsjahren nie wegen meiner Psoriasis krankgemeldet. Mein ganzes Leben bestand aber aus Bestrahlungen und Bädern mit Bestrahlungen, Eigenblutübertragungen und Salben. Mit einer Freundin war ich einmal zusammen in den Urlaub gefahren. Sie lacht heute noch über die ganzen Salben und Cremes, die ich immer dabeihatte. Noch heute creme ich regelmäßig mit einem Urea-haltigen Produkt zur Pflege.

1998 hatte ich eine Reha auf Borkum. Hier erhielt ich die ersten Punktbestrahlungen der Nägel. Wann die Nagelpsoriasis begann, weiß ich nicht mehr genau. Ich war so um die 50 Jahre alt. Vorher schon ging ich ab und zu zur Fußpflege. Psoriasis kannten die nicht, aber sie hatten oft den Verdacht, dass ich einen Fußpilz hätte. Ich musste
dann beim Arzt einen Pilz-Test machen. Meist – aber nicht immer – war er negativ. Bei meinem Arzt erhielt ich ebenfalls eine Zeit lang auch Nagelbestrahlungen.

Wegen der Nagelpsoriasis an den Händen habe ich mich nicht besonders eingeschränkt gefühlt. So schlimm war das nicht. Sie waren geribbelt und eingedrückt. Manchmal habe ich sie überlackiert. Dann sah man es nicht so sehr. Aber das tat ich nicht so oft. Es hieß, man solle da lieber Luft dranlassen. Handschuhe, um die Nägel zu verstecken, trug ich nie.

2005 begann dann mein Jahr! Ich hatte inzwischen Gelenkbeschwerden bekommen. Meine Finger wurden krumm und dick, so dass ich meine Ringe immer größer machen lassen musste. Es wurde Psoriasis-Arthritis diagnostiziert. Mein Dermatologe wollte mir Methotrexat (MTX) verschreiben. Ich wollte das zuerst nicht nehmen wegen der Nebenwirkungen. Mein Arzt sagte mir damals klipp und klar: „Gut, dann können Sie als Rentnerin halt ihre Finger nicht mehr bewegen“. Diese klare Ansage habe ich gebraucht. Danach habe ich MTX genommen. Erst Tabletten, dann Spritzen und heute Fertigpens – Luxus.

Und seit 16 Jahren geht es mir gut! Zwischendurch habe ich kleine Stellen mit Psoriasis am Körper und ab und zu Gelenkbeschwerden. Ich gehe regelmäßig zur Blutuntersuchung, habe inzwischen einen Rheumatologen, der sich mit meinem Hautarzt abspricht.

Seit Anfang dieses Jahres machen mir meine Fingernägel zum ersten Mal wieder Probleme. Sie splittern und spalten sich. Sie sehen aus wie abgekaut. Mein Hautarzt empfahl Kieselsäure und Biotin. Das half nicht. Jetzt will er mich auf Biologika umstellen. Mein Rheumatologe will zusätzlich das MTX beibehalten. Es ist mir wichtig, dass die beiden zusammenarbeiten und miteinander die Therapie abstimmen. Ich habe bald einen Termin beim Rheumatologen. Mal sehen, was dann kommt.

Interview entnommen aus PSO Magazin 6/2021