Dr. Ralph von Kiedrowski

Dermatologe und Allergologe aus Selters / Westerwald

Interview mit Dr. Ralph von Kiedrowski, entnommen aus PSO Magazin 6/2021

PSO Magazin: Herr Dr. von Kiedrowski, wir vom DPB freuen uns sehr, dass Sie unseren Wissenschaftlichen Beirat mit Ihrem Wissen und Ihrer Erfahrung verstärken. Unter Kolleginnen
und Kollegen sind Sie bestens bekannt durch Ihre zahlreichen Vorträge bei Fortbildungen und Kongressen und durch Ihr großes ehrenamtliches Engagement in zahlreichen ärztlichen Gremien und Verbänden. Unseren DPB-Mitgliedern wollen wir Sie hier ein wenig vorstellen. Sie betreiben eine dermatologische Praxis in Selters in Rheinland-Pfalz. Das ist eine Dermatologische Spezialpraxis. Einer Ihrer Schwerpunkte ist die Psoriasis. Wieso gerade die Psoriasis?

Dr. von Kiedrowski: Das war tatsächlich vom Zufall geprägt. Ich habe meine Facharztausbildung zum Dermatologen als Zeitsoldat am Bundeswehrkrankenhaus in Koblenz absolviert. Weil die Psoriasis ein Ausschlussgrund für die Wehrdienstfähigkeit war, ist die Psoriasis so gut wie gar nicht vorgekommen. Stationär hatte mein damaliger Chef ein paar Privatpatientinnen und -patienten mit schweren Verläufen aufgenommen. Für die gab es Teersalbe und anschließende Bestrahlung, später kam als erste innerliche Therapie das
Methotrexat (MTX) hinzu. Dann hörte er von der Balneo-Phototherapie nach dem Kieler Modell – also Baden in Sole und Bestrahlung. Er schickte mich los, damit ich mich darüber informiere. Das tat ich und so bekamen wir in die Klinik zusätzlich Solebäder und Licht.

PSO Magazin: 1997 haben Sie dann Ihre eigene Praxis eröffnet.

Dr. von Kiedrowski: Und ich habe das Baden mitgenommen. Über die DPB-Regionalgruppe Koblenz hatte sich die Nachricht schnell verbreitet, dass bei mir eine Therapiewanne steht. Von Anfang an kamen also besonders viele Patientinnen und Patienten mit Psoriasis zu mir. Meine Wanne lief rund um die Uhr. 

PSO Magazin: 1999 wurde die Kostenübernahme für diese Therapie durch die Krankenkassen eingestellt. Was haben Sie da gemacht? 

Dr. von Kiedrowski: Das war dramatisch. Ich habe die Wanne stillgelegt und musste plötzlich überlegen, was es für Alternativen gibt. Ich fuhr auf Kongresse, um mich zu informieren.
Das war dann der eigentliche Beginn meiner Spezialpraxis. Ich erweiterte mein Behandlungsspektrum um alle Formen der Systemtherapie – also die innerlich wirkenden Therapien.

PSO Magazin: Das waren zu der Zeit Fumarsäure, MTX, Acitretin und Ciclosporin.

Dr. von Kiedrowski: Richtig. Und ich war auch einer der ersten niedergelassenen Dermatologen, der mit Biologika behandelte. Das war schon 2004.

PSO Magazin: Glauben Sie, dass es die Zukunft sein wird, Psoriasis nur in Schwerpunktpraxen zu behandeln? 

Dr. von Kiedrowski: Das wird leider nicht funktionieren. Wir als Fachgruppe Dermatologie sind einfach zu wenige, um uns so stark zu differenzieren. Ich selbst habe ja auch noch weitere Schwerpunkte: Atopische Dermatitis, Urtikaria und Acne Inversa, sowie Hautkrebs. Eine gute Basisversorgung muss jede dermatologische Praxis gewährleisten können. An was wir aber arbeiten müssen, ist eine bessere Sichtbarkeit bestimmter Spezialisierungen.

PSO Magazin: Wie läuft das bei Ihnen?

Dr. von Kiedrowski: Bei uns in der Region funktioniert ein Zuweisungssystem in kollegialer Absprache. Dermatologische Praxen schicken ihre Patientinnen und Patienten mit schweren Formen der Psoriasis zu mir, wenn sie innerliche Therapien nicht selbst anbieten. Wegen anderer Erkrankungen können sie aber gerne in ihrer wohnortnahen Hautarztpraxis bleiben. Das ist es, was ich unter einem Netzwerk verstehe. 

PSO Magazin: Ist das Netzwerk, das Sie in der Region Westerwald geschaffen haben, auch fachübergreifend?

Dr. von Kiedrowski: Die nächsten Rheumatologen – es sind zwei – sitzen in Koblenz. Das ist knapp 40 Kilometer von Selters entfernt. Wir diagnostizieren und behandeln hier also die Psoriasis-Arthritis häufig einfach mit. Das ist etwas, wohin wir in der Dermatologie unbedingt mehr kommen müssen: Wenn der Hautbefund einer Psoriasis da ist und ich den begründeten Verdacht habe, dass zusätzlich eine Psoriasis-Arthritis vorliegt, nehme ich ein Medikament, das beide Erkrankungen gleichzeitig behandelt. Das entlastet die rheumatologischen Praxen und die Patientinnen und Patienten.

PSO Magazin: Seit 2012 betreiben Sie zusätzlich zu Ihrer dermatologischen Praxis ein Studienzentrum. Was machen Sie dort?

Dr. von Kiedrowski: Wir führen hauptsächlich klinische Studien mit Medikamenten durch, die in Deutschland eine Zulassung erhalten wollen. Nur durch die Teilnahme an solchen Untersuchungen eröffnet sich vielen Patientinnen und Patienten die Möglichkeit, von neuen innovativen Behandlungsmethoden und Medikamenten zu profitieren. Als ich mit meiner Praxis anfing, konnte ich keine meiner Patientinnen und Patienten in solche Studien bekommen. Die Kliniken mit Studienzentrum liegen alle 100 Kilometer und weiter von Selters entfernt. Da habe ich eben ein eigenes Studienzentrum gegründet.

PSO Magazin: Sie sind seit vielen Jahren im Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) engagiert. In diesem Jahr wurden Sie zum Präsidenten gewählt. Was sind aus Ihrer
Sicht die wichtigsten Themen, die Sie mit Ihrem Verband jetzt in Angriff nehmen müssen?

Dr. von Kiedrowski:Wie ich schon sagte, müssen wir die Sichtbarkeit bestimmter Spezialisierungen und die Netzwerkbildung verbessern. Damit einher geht aber auch, dass diese Teilbereiche betriebswirtschaftlich abgesichert werden müssen. Das geht mit 17 bis 20 Euro Pauschale pro Quartal allein nicht. Wir benötigen andere Vergütungsmodelle. Nachdem wir in den letzten zehn Jahren in medizinischer Hinsicht bei der Versorgung der Psoriasis schon sehr viel geleistet und erreicht haben, müssen wir in Zukunft die Versorgungsziele politischer machen. Ein weiteres großes Ziel wird es sein, den Behandlungspfad der Psoriasis zu aktualisieren. Er gibt eine Orientierung, wie Patientinnen und Patienten bei unterschiedlichen Formen der Psoriasis und auch beim Vorliegen von zusätzlichen Erkrankungen behandelt werden sollten. Es gibt da eine Reihe neuer Daten, die in diesen Pfad eingearbeitet werden müssen.

PSO Magazin: Lieber Dr. von Kiedrowski, wir danken für das Gespräch.

Dr. von Kiedrowski: Sehr gerne.