PD Dr. Dr. Alexander Zink
Dermatologe, Venerologe, Allergologe und Labordiagnostik aus München
Interview mit PD Dr. Dr. Alexander Zink, entnommen aus PSO Magazin 4/2022
PSO Magazin: Herr Dr. Zink, Sie sind Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein im Klinikum rechts der Isar in München. Wie sieht Ihre Arbeit dort aus?
PD Dr. Dr. Alexander Zink: Mein erster Aufgabenbereich ist die Versorgung von Patientinnen und Patienten. Wir sind eine Hautklinik mit 76 Betten. Ich bin dort Leiter der Hochschulambulanz. Als Universitätshautklinik der Technischen Universität München kümmern wir uns auch um die Ausbildung von Medizinstudierenden und jungen Ärztinnen und Ärzten. Das ist mein zweites Arbeitsfeld. Und der dritte Teil ist natürlich die Forschung.
PSO Magazin: Die Forschung scheint Ihnen sehr viel Spaß zu machen. Sie haben ja nicht nur Medizin studiert, sondern zusätzlich noch einen Masterstudiengang in Public Health absolviert und in beiden Fächern jeweils eine Doktorarbeit verfasst. Was genau ist Public Health?
PD Dr. Dr. Alexander Zink: Auf Deutsch würde man es am ehesten mit "Gesundheit der Bevölkerung" oder "öffentliche Gesundheit" übersetzen. Es ist ein fachübergreifendes Forschungsfeld, das sich mit der Gesunderhaltung sowie Prävention von Erkrankungen auf Bevölkerungsebene beschäftigt. Dieses Fach nimmt das "große Ganze" in den Blick: die menschliche Biologie, Umweltbedingungen, Lebensweisen, das System der Gesundheitsversorgung und vieles mehr.
PSO Magazin: Sie haben im Jahr 2020 die Forschungsförderung des Deutschen Psoriasis Bundes für Ihre Arbeit zum PeakPASI erhalten. Sie wollten ermitteln, ob der höchste jemals gemessene PASI bei Patientinnen und Patienten mit Psoriasis Aussagen beispielsweise über das Therapieansprechen oder das Risiko für Begleiterkrankungen zulässt. Haben Sie da Erkenntnisse sammeln können?
PD Dr. Dr. Alexander Zink: Wir haben uns sehr über die Forschungsförderung gefreut und die umfangreichen Auswertungen der Studie laufen noch. Es scheint jedoch so zu sein, dass der PeakPASI tatsächlich eine Aussage über das Risiko für Begleiterkrankungen erlaubt. Denn in der Studie hatten Betroffene mit einem höheren PeakPASI einen signifikant höheren Dermatologischen Lebensqualitätsindex (DLQI), eine geringere gemessene Happiness, mehrere vorherige Systemtherapien und eine höhere Wahrscheinlichkeit, an einer Suchterkrankung zu erkranken. Es könnte sich also lohnen, nicht nur den PASI, sondern auch den PeakPASI zukünftig bei der ganzheitlichen Behandlung der Psoriasis über die Haut hinaus zu berücksichtigen.
PSO Magazin: Zurzeit sind Sie wieder an einem Projekt beteiligt, das in diesem Jahr die Forschungsförderung des Deutschen Psoriasis Bundes erhalten hat: "Happy Psoriasis Europe". Dazu finden Leserinnen und Leser Informationen ab Seite 16 in diesem Heft. Wieso sind Sie der Meinung, dass "Happiness" – also das "Glück" – in der Dermatologie eine Rolle spielen sollte?
PD Dr. Dr. Alexander Zink: Der Begriff "Glück" ist da etwas missverständlich. Im Deutschen hat er zwei Bedeutungen. Da gibt es einmal das Zufalls-Glück, wenn wir beispielsweise im Lotto gewonnen haben. Aber da gibt es auch ein subjektives Empfinden – ich bin glücklich. Wir beschäftigen uns mit der zweiten Bedeutung und verwenden in den Studien daher den Begriff "Happiness". Studien haben bereits gezeigt, dass positive Gefühle einen Behandlungsverlauf positiv beeinflussen können. Wir wollen also herausfinden, welche Faktoren die "Happiness" ausmachen und welche Instrumente dazu beitragen können, diese Faktoren zu unterstützten.
PSO Magazin: In der Studie, die dazu gerade aktuell läuft, wird zunächst europaweit "Happiness" bei Patientinnen und Patienten mit Psoriasis verglichen.
PD Dr. Dr. Alexander Zink: Genau. Wir schauen uns verschiedene Bevölkerungsgruppen an und analysieren die Erkenntnisse im Hinblick darauf, ob sich bestimmte Patientengruppen identifizieren lassen. Wo leben die Menschen mit Psoriasis, die glücklicher sind als andere? Welche Gemeinsamkeiten haben sie? Welche Unterschiede gibt es? Es sind große Datenmengen, die da statistisch ausgewertet werden müssen. Aber diese Art von Studien macht mir besonders großen Spaß. Es geht darum, Bedingungen aufzuspüren, die eine Erkrankung verschlechtern oder ausmachen, um damit letztlich Vorhersagen für individuelle Patientengruppen treffen zu können. Beispielsweise: Welche Patientinnen und Patienten mit Psoriasis haben welches Risiko für bestimmte Begleiterkrankungen? Oder: Welche Patientinnen und Patienten sprechen auf welche Therapie besser an als andere? Wir schauen auf eine große Bevölkerungsgruppe, um die Ergebnisse dann ganz gezielt zu personalisieren.
PSO Magazin: Sie sind auch sehr engagiert in der Entwicklung der digitalen Dermatologie. Sie haben innerhalb der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) – das ist die wissenschaftliche Fachgesellschaft deutschsprachiger Dermatologinnen und Dermatologen – den Arbeitskreis Digitale Dermatologie gegründet. Ihr Ziel ist es, alle an neuen Technologien in der Dermatologie Interessierte zu vernetzen. Ist die digitale Dermatologie auch ein Bereich, von dem Menschen mit Psoriasis profitieren werden?
PD Dr. Dr. Alexander Zink: Auf jeden Fall. Ich kann mir vorstellen, dass Patientinnen und Patienten mit Psoriasis sich in Zukunft zum Beispiel einen Chip auf die Haut kleben könnten, der tagtäglich die Aktivität der Psoriasis misst, auch wenn sie nicht aktiv beziehungsweise nicht sichtbar ist. Der Chip könnte dann frühzeitig Hinweise geben, so dass die Therapie sehr dosiert und nach individuellen Bedürfnissen erfolgen könnte. So läuft es ja schon beim Diabetes. Da gibt es inzwischen sogar ein geschlossenes, sich selbst steuerndes Regelkreissystem: Der Sensor misst beständig den Blutzuckerspiegel und gibt die Werte an ein Steuerungsprogramm weiter. Das errechnet, wie viel Insulin die Pumpe ins Blut abgeben muss. Die Menschen mit Diabetes sind begeistert. Längst vorbei sind die Zeiten, als alle Patientinnen und Patienten mit Diabetes immer gleich viel Insulin bekommen haben. In der Dermatologie ist das alles erst am Anfang. Aber es wird kommen, da bin ich sicher.
PSO Magazin: Insulin ist aber auch ein guter Messwert für den Diabetes. Was soll denn bei der Psoriasis gemessen werden?
PD Dr. Dr. Alexander Zink: Genau das ist die Frage. Es gibt inzwischen schon einen ersten Ansatz für einen Sensor für die Neurodermitis, der den Wasserverlust in der Haut misst. Für die Psoriasis könnte zum Beispiel durch die Haut hindurch ein Biomarker gemessen werden. Interleukine etwa sind Botenstoffe, die an den Entzündungsabläufen einer Psoriasis beteiligt sind und die man irgendwann auch mit Hautchips messen kann.
PSO Magazin: Bei all Ihren unterschiedlichen Forschungsthemen und Interessen bleibt noch die letzte Frage an Sie: Wie sind Sie gerade zur Dermatologie gekommen?
PD Dr. Dr. Alexander Zink: Für mich ist die Dermatologie ein sehr spannendes Fach, weil sie so vielfältig ist. Wir sehen die gesamte Bevölkerung – vom Baby bis zum Hundertjährigen. Wir behandeln akute und chronische Krankheiten. Wir haben mehr als 2.000 Diagnosen. Wir haben es mit Infektionen und autoimmunen Abläufen zu tun. Wir behandeln mit Salben und mit innerlich wirkenden Medikamenten und wir operieren. Auch die Psyche spielt immer eine große Rolle. Es gibt Schnittstellen zu so vielen anderen interessanten Bereichen. Das ist das, was mich jeden Tag aufs Neue fasziniert.