PD Dr. Thomas Rosenbach
Dermatologe, Venerologe und Allergologe auf Borkum
Interview mit PD Dr. Thomas Rosenbach, entnommen aus PSO Magazin 4/2019
PSO Magazin: Sie sind 1995 in den Wissenschaftlichen Beirat des DPB berufen worden. Damit zählen Sie inzwischen zu den Urgesteinen dieses Gremiums. Was war damals Ihre Motivation, sich für die Selbsthilfe bei Schuppenflechte zu engagieren?
Dr. Rosenbach: Das Ganze begann schon drei Jahre vorher. Damals kam Dr. Günther Schäfer als DPB-Vorsitzender nach Berlin ans Uniklinikum, um dort Kontakt zu meiner Chefin, Prof. Dr. Beate Czarnetzki (später Henz), aufzunehmen. Er wollte sie für den Wissenschaftlichen Beirat gewinnen. Ich war Oberarzt der Dermatologie. Dr. Schäfer und ich fanden uns gleich gegenseitig sehr nett. Prof. Henz wurde WB-Mitglied und ich hielt ebenfalls Kontakt zum DPB. Ich musste schon damals häufig die Anfragen der DPB Mitglieder beantworten, die Prof. Henz an mich weiterreichte.
PSO Magazin: Und wie landeten Sie dann selbst im Wissenschaftlichen Beirat?
Dr. Rosenbach: Prof. Henz zog sich nach der Fusion mit der Charité in die Wissenschaft zurück. Da war es ein logischer Schritt, dass ich ihren Posten übernahm. So landete ich 1995 im Wissenschaftlichen
Beirat. Ich war damals der Youngster.
PSO Magazin: Die Forschungslandschaft zur Psoriasis war in den 1990er Jahren noch überschaubar.
Dr. Rosenbach: Das ist richtig. Damals gab es nur wenige Zentren, in denen zur Psoriasis geforscht wurde. Die Forschungsfelder, die damals blühten, waren Allergologie, Immunologie und Neurodermitis. Die Psoriasis-Forschung führte ein Schattendasein und begann erst Anfang der 2000er Jahre an Fahrt aufzunehmen. Das Interesse entstand durch die Wirksamkeit der Biologika.
PSO Magazin: Sie haben Ihre Doktorarbeit zur Psoriasis geschrieben und später auch habilitiert.
Dr. Rosenbach: Das stimmt. Aber es gehört ebenfalls eine Menge Glück dazu, eine Hochschulprofessur zu ergattern. Ich habe mich dann 1997 mit einer eigenen Praxis niedergelassen.
PSO Magazin: Dem Wissenschaftlichen Beirat des DPB sind Sie trotzdem treu geblieben.
Dr. Rosenbach: Ich habe es sogar sehr genossen, im Beirat zu sein. So hatte ich nie nur den Praxisalltag als niedergelassener Dermatologe, sondern war auch fachlich-inhaltlich immer noch gefordert.
PSO Magazin: Für den DPB ist es ein Glück, neben den forschenden Kollegen von den Universitäten auch niedergelassene Dermatologen im Wissenschaftlichen Beirat zu haben. Es gibt sicherlich Sachverhalte, bei denen die Erfahrung aus der Hautarztpraxis hilfreich sind.
Dr. Rosenbach: Die gibt es immer wieder. Wir ergänzen uns sehr gut im Wissenschaftlichen Beirat.
PSO Magazin: Ihr Engagement beim DPB geht aber sogar noch weiter als nur die Arbeit im Wissenschaftlichen Beirat. 2002 sind Sie in den Vorstand gewählt worden.
Dr. Rosenbach: Oh ja. Das war die denkwürdige Mitgliederversammlung in Leipzig. Am Ende haben dann Bernd Rodeck, Horst von Zitzewitz und ich das Schiff durch die Wellen geführt.
PSO Magazin: Sie haben zwölf Jahre Vorstandsarbeit gemacht.
Dr. Rosenbach: Es hat mir wirklich viel Spaß gemacht. Es war neben der täglichen Praxisarbeit eine spannende und sinnvolle Arbeit. Wir haben in der Zeit ja auch einiges bewegt. Bei der Verabschiedung von Detlev Kunz als DPB-Geschäftsführer Ende 2018 ist es mir noch einmal wieder aufgefallen. Da waren viele Gäste gekommen, die sich über all die Jahre im DPB engagiert haben. Und ich dachte: Wir sind doch eine große Familie. Wir kennen uns untereinander und ziehen – nach häufig zähen und kontroversen Diskussionen – alle an einem Strang.
PSO Magazin: Seit einigen Jahren bringen Sie in den Wissenschaftlichen Beirat noch eine zusätzliche Perspektive mit ein: die des Patienten.
Dr. Rosenbach: Meine Frau hat immer schon gesagt: Du bekommst bei so viel Engagement für den Psoriasis Bund bestimmt auch mal Schuppenflechte. Das sollte ein Witz sein. Und dann – es war in einer DPB-Vorstandssitzung 2006 – schaute ich mir mit meiner neuen Brille plötzlich auf die Finger und entdeckte, dass ich Tüpfelnägel hatte. Ich hatte schon immer ein wenig Schuppen auf dem Kopf gehabt, in den Ohren und manchmal kleine Ministellen am Bauch oder den Ellenbogen. Aber ich hätte nie von mir gesagt, dass ich Psoriasis habe.
PSO Magazin: Haben Ihre Erfahrungen als Patient Einfluss auf Ihre Arbeit als Arzt?
Dr. Rosenbach: Es war für mich eine schmerzliche Erfahrung, wie weit Theorie und Praxis auseinanderliegen. Ich habe auf DPB-Fortbildungen tausend Mal erzählt, dass Menschen mit Psoriasis mit Gelenkbeschwerden zum Rheumatologen und nicht zum Orthopäden gehen sollen. Und trotzdem hat meine eigene Diagnose der Psoriasis-Arthritis drei Jahre gedauert.
PSO Magazin: Wie kann das sein?
Dr. Rosenbach: Die Schmerzen kommen schleichend. Zuerst war da die Morgensteifigkeit. Aber ich bin jetzt 60 Jahre alt. Da ist es ein Stück weit normal, dass einem die Knochen weh tun und man am Morgen etwas langsamer die Treppe herunterschleicht. Das dachte ich zumindest. Doch dann hatte ich zusätzlich auf einmal unglaublich starke Schmerzen im rechten Handgelenk bekommen. Ich konnte nicht mehr arbeiten und nachts kein Auge mehr zubekommen. Ein Rheumatologe diagnostizierte Psoriasis-Arthritis. Von da an begann meine Therapie. Inzwischen bekomme ich ein Biologikum.
PSO Magazin: Wieso hat es so lange gedauert, bis Sie die Diagnose hatten? Sie sind doch selbst Fachmann?
Dr. Rosenbach: Als Arzt soll man sich keine Selbstdiagnosen stellen. Man ist zu nah dran. Das leuchtete mir ein. Aber drei Jahre lang habe ich versucht, anderen meinen Diagnose-Verdacht klarzumachen und mir wurde erzählt: Sie haben es nicht.
PSO Magazin: Wie geht es Ihnen heute gesundheitlich mit Ihrer Psoriasis und Psoriasis-Arthritis?
Dr. Rosenbach: Seit ich das Biologikum nehme, geht es mir deutlich besser. Ich verstehe jetzt, was es bedeutet, wenn man seine Lebensqualität zurückbekommt. Ich verstehe jetzt, wie unangenehm es ist, in einem Hotel untergebracht zu sein, in dem sich die Dusche in der Badewanne befindet. Und ich verstehe es, wie unangenehm ein starker Händedruck sein kann. Meinen Patienten erzähle ich von meiner Psoriasis-Arthritis. Einige denken daran und verzichten bei der nächsten Begegnung darauf, mir die Hand zu geben.